• Facharztpraxis für Hüft- und Kniechirurgie

    Knochenschlosser AG
    Dr. med. Lukas Schatzmann
    Privatklinik Villa im Park
    Bernstrasse 84
    CH-4852 Rothrist


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Knie-Hemiprothese (unikondyläre Knieprothese, Teilprothese)

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Durch eine umschriebene Schädigung im Knie, z.B. durch eine Meniskusverletzung oder eine Gelenk-Knorpelverletzung, aber auch bei einer ungünstiggen Gelenkbelastung durch O- oder X-Beine kann sich die Arthrose im Knie einseitig nur an der Knie-Innenseite oder der Knie-Aussenseite ausbilden.
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In einem solchen Fall kann der Einsatz einer Knie-Hemiprothese sinnvoll sein. Die Hemiprothese wird auch als unikondyläre oder "halbe" Knieprothese bezeichnet.
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Bei der Knie-Hemiprothese wird lediglich die Oberfläche des entweder an der Knie-Innenseite oder der Knie-Aussenseite betroffenen Gelekabschnittes ersetzt. Die restlichen Anteile des Gelenkes bleiben unversehrt.

Die geschädigten Oberflächen von Oberschenkel und Unterschenkel werden, jeweils zusammen mit einem dünnen Teil der darunter liegenden Knochensubstanz, entfernt und zur Aufnahme der künstlichen Gelenkoberfläche exakt in Form geschnitten.
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Eine passgenaue Prothese wird dann als Ersatz für die entfernten Gelenkoberflächen am Oberschenkelknochen und am Unterschenkelknochen eingepresst oder einzementiert. Die Art der Befestigung richtet sich nach dem benützten Gelenktyp und dem Zustand des Knochens.
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Eine Knie-Hemiprothese wird sog. minimal-invasiv eingesetzt. Die Traumatisierung des Gelenkes bleibt so relativ bescheiden, was eine rasche Erholung ermöglicht. Die Rehabilitation verläuft daher in der Regel schneller als beim Einsatz einer Knie-Totalprothese.
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Die Knie-Hemiprothese darf unmittelbar nach der Operation in Abhängigkeit der Beschwerden voll belastet und bewegt werden. Das nebenstehende Bild zeigt den Zustand eines Knies zwei Wochen nach Implantation einer Hemiprothese.
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Dave Murray und John Goodfellow haben das von uns verwendete Oxford-Knie bereits 1976 entwickelt. Das Oxford-Knie wurde in den vergangenen Jahren stetig an die neuesten medizinischen Erkenntnisse und technologischen Fortschritte angepasst.

Das nebenstehende Bild zeigt Dave Murray und John Goodfellow zusammen mit Dr. Lukas Schatzmann anlässlich des 30-Jahre-Jubiläums des Oxford-Knies.

Indikation

Eine Hemiprothese darf nur eingesetzt werden, wenn die übrigen Gelenkanteile in Ordnung sind. Weiter müssen intakte Kreuzbänder vorhanden sein. Wenn die Indikation für die Hemiprothese stimmt, darf mit einer hohen Langlebigkeit (vergleichbar mit der Totalprothese) gerechnet werden.


Bei korrekter Indikation können mit der Knie-Hemiprothese hervorragende Resultate erzielt werden. Unabdingbar für eine erfolgreiche Hemi-Prothesenoperation ist aber auch eine grosse Erfahrung des Chirurgen mit dem System. Zwei Punkte sind dabei entscheidend: Die Indikationsstellung mit Abgrenzung zur Totalprothese oder gelenkerhaltenden Massnahmen braucht Erfahrung; weiter ist die Operationstechnik handwerklich anspruchsvoll, damit die Hemi-Prothese korrekt eingesetzt wird.

Seit ein paar Jahren geht der Trend hin zu einer computerunterstützten Prothesenplanung vor der Operation aufgrund von Bilddaten. Dabei werden im Vorfeld der Operation mittels Kernspintomographie (MRI) oder Computertomographie (CT) das Hüftgelenkszentrum, detailliert die Knieanatomie und das Sprunggelenkszentrum erfasst. Aus diesen Daten wird dann ein Computermodell des Beines erstellt und Abweichungen von der idealen Belastungssituation können so festgestellt werden. Darauf basierend wird dann die ideale Position eines Kunstgelenkes errechnet. Die so vorgeschlagene Gelenkposition wird dem Chirurgen elektronisch übermittelt, damit dieser die Daten und die Gelenkplatzierung überprüfen und nötigenfalls anpassen kann.

Erst wenn der Chirurg diese Daten freigegeben hat, werden für das betroffene Knie individuell angefertigte Schablonen angefertigt. Diese können während der Gelenkoperation am betroffenen Knochen mit einer hohen Passgenauigkeit angelegt werden. Mittels dieser Schablonen lässt sich dann die zuvor errechnete, ideale Gelenkposition auf den Knochen übertragen.

Dieses System erreicht eine zusätzliche Genauigkeit, indem man mit den herkömmlichen Hilfsmitteln die computergestützte Methode zusätzlich überprüfen kann. Durch Anwendung dieser beiden Systeme können allfällige Abweichungen besser erfasst und allenfalls korrigiert werden.

Nebst dieser ausschliesslich „Knochen-orientierten“ Gelenkausrichtung müssen aber auch die Weichteilverhältnisse, insbesondere die Spannung der Seitenbänder berücksichtigt werden. Eine übermässige Anspannung der Seitenbänder führt zu einer schlechten Gelenkbeweglichkeit, eine zu laxe Situation führt zur Gelenkinstabilität. Dies wird weiter kompliziert durch die Tatsache, dass sich die Seitenbänder – je nach Knieposition – in Biegung und Streckung unterschiedlich anspannen.


Der Zahn der Zeit kann auch nach einer Hemiprothese weiter an den übrigen, nicht ersetzten Gelenkanteilen nagen. Dies kann dann den Wechsel auf eine Totalprothese nötig machen. Selbst in einem solchen Falle kann mit der Hemiprothese doch die Totalprothese oft lange hinausgezögert werden.

Kontraindikation

Bei Infektionen, insbesondere des Knies selbst, darf ein Kunstgelenk nicht eingesetzt werden. Schwere Systemerkrankungen, insb. Herzerkrankungen, welche ein hohes allgemeines Operationsrisiko mit sich bringen, müssen in eine wohlüberlegte Relation zum Leidensdruck gesetzt werden.
Bezüglich des Alters gibt es weder nach oben, als auch nach unten keine klare Grenze. Entscheidend ist auch hier, dass die konservativen (nicht-operativen) Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind und ein Gelenkersatz wegen dem Leidensdruck unumgänglich wird.

Operationsrisiken

Die gefürchtetste Komplikation ist die Infektion des Kunstgelenkes. Diese kann in der Frühphase durch Kontamination der Operationswunde auftreten. Auch mit noch so grosser Umsicht bezüglich der Sterilitätsbedingungen, ist mit einem Infektrisiko von ca. 1% zu rechnen. Übergewicht, Rauchen, Durchblutungsstörungen, Diabetes und weitere Erkrankungen können das Risiko erheblich erhöhen. Eine Infektion bedeutet in der Regel eine oder mehrere Folgeoperationen, eventuell das Auswechseln des Kunstgelenkes und bis zu mehrmonatige Antibiotika-Gabe.

Eine Infektion des Gelenkes kann aber auch später auftreten durch Verschleppen von Bakterien im Blut von anderen Infektherden in das Kniegelenk. Besonders gefährlich sind hier Infektionen im Mund-/Zahnbereich.

Eine weitere gefürchtete Komplikation ist die Thrombose, bei welcher eine Becken- oder Beinvene durch ein Blutgerinnsel verschlossen wird. Ein solches kann dann im Blutfluss ins Herz oder in das Gehirn gelangen und dort als Embolie ein weiteres Blutgefäss verschliessen. Eine Embolie kann zu schweren Organschäden oder gar zum Tod führen.

Mit der entsprechenden Prophylaxe kann die Thrombose-Gefahr massiv gesenkt werden. Embolien sind so sehr selten, tödliche Embolien sind praktisch nicht mehr zu erwarten. Die Prophylaxe erfolgt mit Spritzen oder Tabletten zur Blutverdünnung, hilfreich ist auch die rasche Mobilisation des Patienten.

Trotz aller Sorgfalt können während der Operation Gefässe (ca. 0,1%) oder Nerven (ca. 1%) verletzt werden. Ebenfalls können beim Vorbereiten des Prothesensitzes oder durch Manipulation Risse oder gar Brüche im Knochen entstehen, welche zum Teil auch entsprechend stabilisiert werden müssen.

Nachblutungen können einen Bluterguss (Hämatom) entstehen lassen. In seltenen Fällen kann dies zu erheblichen Schmerzen und zu einer grossen Hautspannung führen. Ein Abpunktieren oder Ausspülen des Blutergusses kann dann zu rascher Linderung führen.

Wie lange hält eine Knie-Hemiprothese?

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Die Lebensdauer des Kunstgelenkes kann nicht exakt angegeben werden. Wenn man aber auf ehrliche Zahlen zurückgreift, besteht statistisch eine Wahrscheinlichkeit von ca. 80-90%, dass eine Knie-Hemiprothese zehn oder mehr Jahre hält und etwa 60-80%, dass sie zwanzig oder mehr Jahre hält. Das heisst, dass in den ersten zehn Jahren jede 5. bis 10., in den ersten zwanzig Jahren jede 3. Knie-Hemiprothese revidiert werden muss.
Einen wesentlichen Einfluss auf die Lebenserwartung des Kunstgelenkes haben die eigentliche Gelenkpaarung und die strukturellen und mechanischen Eigenschaften der Gelenkoberflächen. Altbewährt ist der Einfluss von Metall als oberschenkelseitige Oberfläche und von Polyaethylen (Kunststoff) als schienbeinseitige Oberfläche des Kunstgelenkes. Dieser Kunststoff kann aber abgenutzt werden, so dass er später möglicherweise ausgewechselt werden muss. Neue Herstellungstechniken haben die Abriebfestigkeit des Polyaethylen in jüngster Zeit erheblich verbessert.
Eine häufige Ursache für die Revision einer Knie-Hemiprothese ist die Ausbildung einer Arthrose in den übrigen Anteilen des Knies. In einem solchen Falle kann der Wechsel auf eine Knie-Totalprothese nötig werden, auch wenn die Hemiprothese selbst noch gut funktioniert. Weiter kann es auch wie bei der Knie-Totalprothese zu einer unerklärlichen Scherzhaftigkeit des Knies kommen. Bei einer Knie-Totalprothese hat man dann nur beschränkte Therapieoptionen. Bei einer Knie-Hemiprothese besteht aber immer als letzte Möglichkeit ein Wechsel auf eine Totalprothese, was aber oft keine wesentliche Verbesserung bringt, wenn im Knie zuvor eigentlich alles in Ordnung war. Mit der Hemiprothese wenig vertraute Chirurgen können so gelegentlich in eine "Wechseloperation-Falle" tappen.

Regelmässige Röntgenkontrollen (ca. alle fünf Jahre) sollen nicht nur der statistischen Überprüfung der Operationstechnik und der Prothesentypen zu deren Weiterentwicklung dienen. Sie sollen auch helfen, Veränderungen früh zu erkennen und dann eine Revision durchzuführen, bevor der umgebene Knochen derart geschädigt wurde, dass die Verankerung eines neues Gelenkes sehr schwierig wird.

Ein ganz bedeutender Faktor bezüglich der Lebenserwartung des Kunstgelenkes stellt die Erfahrung des Chirurgen dar. So gibt es Untersuchungen, welche zeigen, dass, wer weniger als 25 solcher Operationen pro Jahr durchführt, eine doppelt so hohe Revisionsrate hat, wie ein Chirurg, welcher mehr als 25 Operationen dieser Art pro Jahr macht.

Von entscheidender Bedeutung bezüglich der Langlebigkeit des Kunstgelenkes ist die Genauigkeit seiner Platzierung. Beweglichkeit, Belastungsverteilung und Bandstabilität werden dadurch massgeblich beeinflusst. Fortschrittliche Operationstechniken können dem Chirurgen in der Genauigkeit der Gelenkplatzierung massgeblich unterstützen.
Weitere Informationen finden Sie auch auf den Seiten über das Rapid Recovery Programm, die Kniearthrose und die Knie-Totalprothese.